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Inhalt
Waldpädagogik
Im Waldkindergarten wird gespielt, getobt, gebastelt, gemalt, gesungen, musiziert, gekocht, Theater gespielt, gereimt oder bei Bewegungsspielen und naturwissenschaftlichen Angeboten gelernt.
Den Kindern stehen verschiedene Hilfsmittel für Basteln und Spielen im Freispiel zur Verfügung. Dazu gehören Schnitzmesser, Sägen, Hammer und Zangen genauso wie Schnur, Klemmbretter, Papier, Stifte, Schere, Wasserfarben, Kleber und Pinsel. Jederzeit können sie auch Bestimmungsbücher und Bilderbücher, Becherlupe und eine Entspannungsdecke nutzen.
1. Körper
Das Fehlen von vorgefertigten Spiel- und Bastelmaterialien und die Vielfältigkeit der Natur haben die positive Wirkung auf Kinder, dass Neugier, Phantasie und Kreativität bestens angeregt und gefördert werden. Auf der Basis von Geborgenheit und Sicherheit in der Waldkindergartengruppe entdecken die Kinder die Umwelt und erleben Abenteuerlust.
Aufgrund des Fehlens räumlicher äußerer Einschränkung können innere Grenzen besser erlebt und ausgedrückt werden. Ausgiebige Bewegungsmöglichkeiten sind im Übrigen die beste Basis für eine gute intellektuelle Entwicklung.
Das Immunsystem wird gestärkt und die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten verringert. Aufgrund der Weite des Raumes ist der Infektionsdruck wesentlich geringer.
2. Sinne
Im Waldkindergarten werden alle fünf Sinne des Kindes, das heißt Fühlen, Hören, Riechen, Schmecken und Sehen in einer Differenziertheit angesprochen und aktiviert, die der Vielfalt der natürlichen Umgebung im Wald entspricht. Diese Differenziertheit findet ihre Entsprechung in einer ebenso differenzierten und vielfältigen Verknüpfung von Nervenbahnen im Gehirn. Dadurch wird die Intelligenz des Kindes auf breitester Basis angeregt und gefördert. Das Kind lernt vorwiegend über das eigenständige Tun, Erproben, Erfinden und Erleben.
Die künstlerisch-ästhetische Förderung greift vorwiegend auf Materialien aus der Natur zurück wie beispielsweise Lehm, Gewässer, Blätter, Stöcke, Schnee usw. Für handwerkliche Interessen gibt es einen Nagelbohrer, Hammer, Zange oder Säge. Selbstverständlich gehören auch mimisch-gestische Darstellungsspiele zum Programm.
3. Sprache
Drei bis vier Jahre vor dem Schuleintritt beginnt das Fragealter des Kindes. Die Kinderfrage ist der wichtigste Weg, auf dem es seine Neugier, seinen Wissensdurst stillen und seinen Horizont erweitern kann.
Die verschiedenen Sprechgelegenheiten werden von den BetreuerInnen bewusst gefördert durch Erzählen von Geschichten, Gedichten und Märchen, das Singen von Liedern, durch Fingerspiele, Reime, Mitmachgeschichten, Rollenspiele und durch Gespräche.
Link zum Baden-Württembergischen Bildungs-und Erziehungsplan:
Baden-Württembergischer Bildungs-und Erziehungsplan (PDF)
4. Denken
Im Waldkindergarten entwickeln die Kinder ein Gespür für das sensible Gleichgewicht der Natur.
Das für die Spiel- oder Bastelabsicht benötigte Material muss erst entdeckt, bzw. herausgesucht und einer anderen als seiner ursprünglichen, nämlich einer seiner Idee entsprechenden Funktion zugeordnet werden: Stöcke werden zu Angeln, Blätter zu Fischen, ein Baumstumpf ist ein Tisch oder Herd, mit Bucheckern, Eicheln, Steinen kann man prima kochen, Ton unter einem Tannenzapfen als Puppen und Blättern als Kleider und vieles mehr.
Phantasie, Kreativität und Spiel befreien das Kind aus seinen engen Grenzen und lassen es innerlich Unabhängigkeit erleben.
5. Gefühl und Mitgefühl
Höflicher, respektvoller Umgang ist unumgänglich, damit jeder einzelne sich von seinem Gegenüber angenommen fühlt. Durch den Eintritt in den Kindergarten können die Kinder soziale Fähigkeiten in verstärktem Maß entwickeln und erproben.
Als Besonderheiten tauchen im Wald immer wieder Situationen auf, in denen die Kinder aufeinander angewiesen sind. Zum Beispiel beim Erklimmen steiler Böschungen, beim Transport großer Äste und auch beim Umgang mit den Rucksäcken brauchen die Kinder die Hilfe der anderen.
Ein Kindergarten ohne Türen und Wände, also mit genügend Platz für jeden, hilft, dass sich Aggressionen gar nicht erst aufstauen und zu einem Stresszustand führen.Die kleine, überschaubare Gruppe bietet ideale Möglichkeiten, soziale Konflikte konstruktiv zu lösen. Der freie Raum ermöglicht die spontane Gruppenbildung und deren Umbildung.
6. Sinn, Werte, Religion
Der Waldkindergarten Ulm ist eine nicht-konfessionelle Einrichtung, die darüber hinaus auch keine spezifische weltanschauliche Richtung vertritt. Gleichwohl akzeptieren wir alle Religionen und Weltanschauungen, die dem Leben dienen und auf Toleranz und Respekt gegenüber anderen Glaubensrichtungen, Weltanschauungen oder Lebensformen begründet sind. Die christliche Religion, die in unserer Gesellschaft gültige Werte und Normen prägt, berücksichtigen wir durch christliche Feiertage und Feste in unserem Jahresablauf, wie St. Martin, Nikolaus, Weihnachten und das Osterfest.